Die vom Fraunhofer IPA und Festo entwickelte App Virus Fighter’s Handbook gewinnt Challenge 3 der Give a Breath-Challenge
Seit einigen Monaten bestimmt die Corona-Pandemie das Leben von Millionen Menschen weltweit. Zurückliegende Massenausbrüche zeigen, wie schnell sich das Virus ausbreiten und zu einer Überlastung von Krankenhäusern sowie einer unzureichenden medizinischen Versorgung führen kann. Insbesondere ein Mangel an Schutzausrüstung und Beatmungsgeräten kann verheerende Folgen haben und Menschenleben kosten.
Um die Auswirkungen zu lindern, haben Munich Re und die Fraunhofer-Gesellschaft bereits zu Beginn der Pandemie zu einem Ideenwettbewerb aufgerufen. Die teilnehmenden Teams der Give a Breath-Challenge entwickelten in drei verschiedenen Kategorien Lösungen für eine sofortige und dezentrale Produktion von Notfallbeatmungsgeräten, Beatmungsmasken zur nicht-invasiven Beatmung und eine Lernplattform für medizinisches Personal.
Auch die Mannheimer Projektgruppe für Automatisierung in der Medizin und Biotechnologie PAMB, ein Ableger des Fraunhofer IPA, zögerte nicht lange bei der Möglichkeit, Wissen und Expertise im Kampf gegen das Virus einzusetzen.
In Zusammenarbeit mit der Firma Festo entwickelte ein Team aus Wissenschaftler*innen, Kommunikationsexpert*innen und Ärzt*innen das Virus Fighter’s Handbook – eine App, in der verschiedene Lerninhalte und Informationen zu den neu entwickelten Beatmungsgeräten der anderen Wettbewerbsteilnehmer*innen bereitgestellt werden. Im Fall von erneuten massenhaften Virus-Ausbrüchen, kann die App weltweit in Krankenhäusern eingesetzt werden. Insbesondere für medizinisches Personal ohne Erfahrung im Bereich der nicht-invasiven Beatmung bietet sie eine große Unterstützung bei der Bedienung der Geräte.
Die App, die auf Basis einer bereits existenten App von Festo entwickelt wurde, besteht aus zwei Teilen – einem Lern-Teil und einem Teil zum Verwenden der Beatmungsgeräte. Durch die benutzerfreundliche Oberfläche können die Informationen schnell und unkompliziert abgerufen werden. Im Lern-Teil, der offline zur Verfügung steht, werden neben der Erklärung der Beatmungsgeräte auch Informationen zur richtigen Schutzausrüstung und den Umgang mit infizierten Personen bereitgestellt. Der zweite Teil der App bietet die Möglichkeit, die genutzten Geräte zu verwalten. Die verwendeten Geräte können zentral durch die Stationsleitung eines Krankenhauses angelegt werden. Dass nur berechtigte Personen Zugriff erhalten, wird durch das Generieren von Zugriffscodes sichergestellt. Eine regelmäßige Synchronisation sorgt dafür, dass wichtige Informationen und bereits durchgeführte Wartungsaufgaben allen Personen, die das spezifische Beatmungsgerät bedienen, zugänglich sind.
Nach vielen Wochen und Monaten, in denen erste Inhalte produziert und ein Prototyp der App entwickelt wurden, verkündeten die Veranstalter des Wettbewerbs bei der Preisverleihung, die am 29. Juli 2020 in München stattfand, die erfreuliche Nachricht, dass das Team des Virus Fighter’s Handbook als Gewinner aus der dritten Challenge hervorgeht. Damit die App in Krankenhäusern eingesetzt werden kann, werden nun Lerninhalte und Videos produziert. In diesen sollen die Beatmungsgeräte, die von den Gewinnern aus Challenge 1 und 2 entwickelt wurden, vorgestellt und erklärt werden. Nach einem ersten Testlauf soll dann der weltweite Einsatz folgen. Und damit ein weiterer wichtiger Schritt bei der Bekämpfung von Covid-19.
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung